Charmant baufällig – Dessau-Wörlitzer-Gartenreich

UNESCO Welterbe seit 2000.
Unsere Tour durch das Dessau-Wörlitzer Gartenreich begannen wir in Dessau am Elbpavillon. Hier stellten wir uns erst die Frage, warum dieses Gartenreich zum Welterbe ernannt wurde. Viel zu sehen gab es hier nicht. Ein paar Deiche, ein bisschen Wasser mit Booten darauf und dem Elbpavillon. So beschlossen wir unsere Reise fortzusetzen und fuhren zum Luisium, einer netten Parkanlage mit klassizistischem Schloss bzw. Landhaus im Stadtteil Waldersee von Dessau-Roßlau.

Unsere nächste Station war Oranienbaum, ein charmanter aber leicht baufälliger Ort mitten im Gartenreich. Betrachtet man vorallem das Schloss und den Marktplatz wird deutlich, dass hier Restaurationsbedarf besteht. Aber dennoch strahlt der Ort etwas aus, sodass man gerne zurückkehren mag, um ein wenig über dessen Geschichte zu erfahren und vielleicht auch die nähere Umgebung zu Fuß oder zu Pferd zu erkunden. Denn mit einem normalen Auto kommt man oft nicht weiter.

Anschließend an den kurzen Ausflug nach Oranienbaum fuhren wir letzlich zum Wörlitzer Park, der zweifelsohne der schönste Teilabschnitt war, den wir zu sehen bekamen. Eine hübsch gepflegte Parkanlage mit historischen Bauten. Der Schöpfer, Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau wollte mit dieser Parkanlage, die für Jedermann offen war, nicht nur ein Erholungs- sondern auch ein Bildungszentrum schaffen. So sind im Park Architekturen verschiedener Kulturen und Epochen anzutreffen. Gerade beim Brückenbau wurde darauf geachtet unterschiedliche Stile zu demonstrieren. Aber auch Garten- und Ackerbau gehörten zum Bildungshauftrag des nach englischem Vorbild gestalteten Landschaftsparks. Das Gartenreich erstreckt sich über das gesamte ehemalige Fürstentum Anhalt-Dessau.

Wir konnten aber leider nur einen kleinen Teil des großen Gartenreichs sehen, da wir weiter zu unserer nächsten Station mussten. Es gibt hier aber bestimmt noch einiges mehr zu entdecken.

Quadratisch, praktisch, gut – Die Bauhaus-Stätten in Dessau und Weimar

UNESCO Welterbe seit 1996.
Der Bauhaus beschreibt einen Stil in der Architekur, Kunst und Design, der das 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst hat. Beim Bauhaus geht es darum, sich auf das wesentliche zu beschränken, ohne aber dabei die Kunst außer Acht zu lassen. Eher einfache Gebäude, mit klaren Linien und Formen prägen diesen Stil genauso, wie die Verwendung von „freundlichen“ Materialien. So wird zum Beispiel viel Glas verwendet um die Gebäude offener wirken zu lassen. Die Funktionalität wird aber keinesfalls vergessen.

Das 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründete staatliche Bauhaus war etwas völlig neues und zog viele in seinen Bann. Es stellte eine einflussreichste Bildungsstätte in Sachen Architektur, Kunst und Design dar. Nur so ist zu erklären, dass beinahe alle Lehrlinge und Meister 1925 nach Dessau auswanderten, als die Mittel für die Bauhausuniversität von den Nationalsozilisten so weit gekürzt wurden, dass ein Unterrichten nicht mehr möglich war. In Dessau konnte mit dem Bauhaus bis 1932 weiter gemacht werden, bis es auch dort zu Problemen kam und das Bauhaus letzlich nach Berlin zog, wo es 1933 entgültig geschlossen wurde.

Beim Bauhaus ging es im Wesentlichen darum, eine Gegenbewegung zum Historismus zu schaffen. Des weiteren wollte man weg vom Hochschul-lernen und zurück zum ursprünglichen (Kunst-) Handwerk. So hießen die Studenten Lehrlinge und die Professoren nannten sich Meister und ähnlich wie im Handwerk bestand die Ausbildung aus Praxis – so lernten die Lehrlinge den Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen.

In Weimar trafen wir eher verinzelt auf Häuser im Bauhausstil. In Dessau dann aber umso mehr. Dort gibt es sogar einen ganzen Stadtteil, der im Stil des Bauhaus errichtet wurde. Hier ging es darum, möglichst schnell viel Wohnfläche zu schaffen.
Dieser Stadtteil erinnerte etwas an eine Reihenhaussiedlung im Plattenbaustil, jedoch mit vielen kleinen Häuschen. Schönere Bauhausbauten fanden wir hingegen in der Nähe des Elbpavillon vor.

Im Bauhaus-Minifest von Gropius heißt es: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! […] Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! […] Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers.“

Und jetzt schauen wir uns das Dessau-Wörlitzer Gartenreich an.

Himmel und Hölle – Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg

UNESCO Welterbe seit 1996.
Wie Himmel und Hölle zeigten sich uns die beiden Lutherstätten Wittenberg und Eisleben. Schon bei der Stadteinfahrt in Eisleben beschleicht einen das Gefühl, in einer anderen Epoche angekommen zu sein. Seit dem Kommunismus hat sich in diesem 25.000 Seelen Ort scheinbar nicht viel geändert. Mal abgesehen von ein paar neuen Strassen und Kreisverkehren, die im Kartenmaterial des Navis noch nicht existierten und einigen Gebäuden rund um den Markt, strahlt die Stadt einen gewissen DDR-Charme aus.

Die Stadt war fast menschenleer. Nur einige düstere Gestalten hingen hier und dort herum und tranken Bier oder Wein aus Tetrapacks. Ein große Anzahl der Gebäude ist bereits oder immernoch (das war nicht so ganz festzustellen) stark baufällig. Agressive Autofahrer begneten uns als wir versuchten das Luther Geburtshaus und das Sterbehaus Luthers zu finden. Die Beschilderung war eher dürftig.

Nachdem wir die beiden Lutherhäuser, die eher unspektakulär daherkommen, gesehen hatten, beschlossen wir unser geplantes Essen auf die nächste Station zu verschieben. Schnell verließen wir Eisleben wieder und waren uns einig – dies war der Tiefstpunkt unserer Reise.

Wer sich für Luther interssiert und ein wenig auf dessen Spuren wandern möchte, der fährt lieber nach Wittenberg. Himmelsgleich, fast paradisisch war das Stadtbild. Hübsch angelegte Straßen und Gässchen, schmale Häuserschluchten, die erkundet werden wollen. Wir parkten unser Auto in der Nähe der Fußgängerzone in der Collegienstraße. Von dort aus schlenderten wir zur Stadtkirche am Markt wo Luther predigte und anschliessend zur Schlosskirche wo Luthers sterbliche Überreste begraben sind.

Wenn überhaupt, konnte lediglich die Bettelmafia das sonst beschaulich anmutende Stadtbild trüben. Vor beiden Kirchen und in der Fußgängerzone wurde gebettelt. Sogar Kinder wurden scheinbar hierfür missbraucht. Bitte nicht falsch verstehen. Das war nicht störend, die Leute waren auch nicht aufdringlich, sie sind lediglich aufgefallen.

Wir gingen die Collegienstraße zurück, vorbei am Melanchtonhaus und dem Lutherhaus, zum Unescoreisemobil.
Nach einem schönen Aufenthalt in Wittenberg fuhren wir nach Potsdam weiter.